Herkunft unseres Dialekts

Das Deutsche ist mit vielen Sprachen rund um die Nordsee eng verwandt. Englisch, Niederländisch, Luxemburgisch, Friesisch, Dänisch, Schwedisch, Norwegisch, Färöisch, Isländisch und Deutsch gehen alle auf eine gemeinsame Ursprache zurück: Das Urgermanische. Das ist heute noch daran erkennbar, dass es in dieser sog. „germanischen Sprachfamilie“ viele Wortgleichungen beim Grundwortschatz gibt, wie die folgende Tabelle zeigt:

DeutschEnglischNiederländischSchwedischDänischUrgermanisch
Sternstarsterstjärnastjerne*sternon
Armarmarmarmarm*arma
Wasserwaterwatervattenvand*watar
Herzheartharthjärtahjerte*herton
Wortgleichungen in den germanischen Sprachen

Im Laufe der Zeit hat sich die gemeinsame Ursprache durch Wanderungsbewegungen in die verschiedenen Tochtersprachen geteilt, die sich durch lautliche Veränderungen mittlerweile so stark voneinander unterscheiden, dass eine Deutsche und ein Engländer sich nicht mehr ohne Weiteres verstehen können. Die lautlichen Veränderungen sind aber nicht willkürlich, sondern folgen festen Regeln. Eine dieser Regeln kann man an den Beispielen für Wasser und Herz in der obigen Tabelle erkennen: Alle germanischen Sprachen außer dem Deutschen haben bei diesen beiden Wörtern den Konsonant <t>, während er sich im Deutschen entweder zu <ss> oder zu <z> entwickelt hat. Diese Entwicklung wird als „Zweite Lautverschiebung“ bezeichnet, die sich im Standarddeutschen neben <t> unter anderem auch auf <p>, <k> und <d> ausgewirkt hat:

EnglischStandarddeutsch
t→ss (zwischen Vokalen)waterWasser
t→z(Wortanfang oder nach m, n, r, l)heartHerz
p→ff(zwischen Vokalen)openoffen
p→pf(Wortanfang oder nach m, n, r, l)pathPfad
k→ch(zwischen Vokalen oder im Auslaut)makemachen
d→t (in allen Positionen)dayTag
Lautveränderungen der „Zweiten Lautverschiebung“ im Standarddeutschen

Die zahlreichen Dialekte des Deutschen unterscheiden sich nun unter anderem darin, dass sie die Zweite Lautverschiebung gar nicht („Niederdeutsch“), nur zum Teil („Mitteldeutsch“) oder komplett („Oberdeutsch“) durchgeführt haben.

Die Rodauer Mundart gehört zum Dialektverband des „Rheinfränkischen“. Das Rheinfränkische hat die Zweite Lautverschiebung nur zum Teil durchgeführt, indem es den Konsonant <p> niemals zu <pf> verschoben hat. Im Gegensatz zum Standarddeutschen heißt es in Rodau also Puhl (Pfuhl), Appel (Apfel) und Damp (Dampf).

Dialektale Gliederung des deutschsprachigen Raums und Lage des rheinfränkischen Dialekts von Rodau